Ich weiß nicht, wie viel Zeit und Raum Sie sich für diese Lektüre genommen haben, aber ich stelle mir gerade die Frage, wie lange Sie es wohl schaffen,  diesem Text ungestört zu folgen. Die möglichen Ablenkungsfaktoren sind vielfältig und in der modernen Gesellschaft allgegenwärtig. Es gelingt nur wenigen Menschen, sich von inneren und äußeren Impulsen abzuschotten und für längere Zeit bei einer Sache zu bleiben. Seien Sie auf der Hut, denn es sind tatsächlich viele Jäger unterwegs, die es auf ihre Aufmerksamkeit abgesehen haben.

Gefangen im Dschungel der Informationsvielfalt

Die moderne Technologie bietet uns die Möglichkeit, stets auf allen Kanälen präsent zu sein. Das Smartphone präsentiert uns bereits die Wetterlage in Afrika, bevor wir uns über die Aufgaben des aktuellen Tages Gedanken gemacht haben. Und während wir uns noch die Zähne putzen, sind wir per Radio längst darüber informiert, wo in dieser Welt die größten Bomben explodiert sind und wo sich die ersten Verkehrsstaus befinden.
Schon bevor wir am Arbeitsplatz angekommen sind, haben wir aus vielen Informations-quellen geschöpft. Dieses Szenario findet in ähnlicher Weise über den Tag verteilt statt.

Sitzen Sie in diesem Moment allein an Ihrem Computer, oder sind noch weitere Menschen im Raum? Haben Sie nur diese eine Software gestartet, um den Text zu lesen, oder sind auf Ihrem Computer noch weitere Programme aktiv? Läuft nebenbei noch das Radio, der Fernseher, oder ein anderes Gerät? Je umfassender und vielfältiger die Impulse sind, die auf Sie einwirken, umso größer ist die Gefahr der möglichen Ablenkung.

Wenn Sie es tatsächlich geschafft haben, mir ohne Umwege bis hier hin zu folgen, dann ist das schon eine besondere Leistung. Es hätte ja sein können, dass Sie zwischenzeitlich bereits „angetwittert“ wurden oder auf eine Email oder eine SMS reagieren mussten. Wie geht es Ihnen damit, allzeit bereit zu sein? Klar, es kann beflügeln und wach halten, aber es kann auch leicht dazu führen, die eigene Spur zu verlieren und sich zu verzetteln.

Nicht nur die Vielfalt an Informationen, sondern der schnelle Wechsel kann zur Belastung und zur Gefahr werden. Stellen Sie sich einmal vor, Sie würden jede Minute auf einem anderen Pferd sitzen und Sie hätten dabei keine Möglichkeit, sich selbst wirklich einzustimmen. Ganz nebenbei: Auch dem Pferd würden Sie die Gelegenheit nehmen, sich auf Sie einzustellen. Die Chance, dass Sie schon bald mit der Nase auf dem Boden landen, erhöht sich durch die Geschwindigkeit und die Häufigkeit, in der Sie umschalten und vorschnell zu neuen Aufgaben wechseln.

Lernen Sie, sich dem Wichtigen und Wesentlichen zuzuwenden

Wir sind nicht ausgeliefert, sondern können uns darin trainieren, unsere Aufmerksamkeit gezielt auf die jetzt gerade wichtige Aufgabe zu lenken. Hierfür müssen wir selbst herausfinden, wie vielen Reizen wir uns ausliefern können und wann es Zeit ist, Ruhe einkehren zu lassen. Da gibt es kein Patentrezept, wir müssen es selbst herausfinden.

Hilfreich ist es, sich in der Selbstwahrnehmung zu schulen und achtsam zu sein. Leonardo Da Vinci war so genial, weil er es unter anderem geschafft hat, aus den eigenen Beobachtungen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Ich glaube, Da Vinci würde sicherlich in die Vielfalt der heutigen Welt eintauchen. Aber er würde sich für seine Studien auch zurückziehen, um aus dem Reichtum innerer Welten schöpfen zu können.

Ich bin mir sicher, dass die Reize die auf uns einströmen, noch weiter zunehmen werden. Daher halte ich es für äußerst wichtig, die Wahrnehmung zu schulen und sich auch in der Aufmerksamkeitslenkung zu üben.

Wer es schafft, seine Konzentration zu bündeln und für längere Zeit bei einer Sache zu verweilen, der wird es auch schaffen, in turbulenten Zeiten in sich zu ruhen und seine persönliche Effizienz zu steigern.

Dieses „in-sich-ruhen“ bedeutet dabei nicht, dass wir das Wichtige verschlafen, sondern dass wir aufnahme- und reaktionsfähig sind, für das, was im Moment ansteht. Wer achtsam ist und seine Sinne schärft, der ist effektiv auf seinem Weg.

Tipps zur Stärkung der Aufmerksamkeit

·    Finden Sie ihre Aufmerksamkeitskiller Nr. 1
·    Schaffen Sie Zeiträume, in denen Sie sich den wichtigen Aufgaben zuwenden
·    Genießen Sie mentale Ruhepausen und lernen Sie, bewusst ab- und umzuschalten
·    Definieren Sie klare Zeiten für das Lesen von Emails und sonstigen Nachrichten
·    Trainieren Sie Ihre Aufmerksamkeit durch Autogenes Training und Meditation
·    Stärken Sie ihre Konzentration und Präsenz durch Kampfsportarten
·    Lernen Sie, mehr hinzuschauen als fernzusehen
·    Üben Sie sich darin, im Hier&Jetzt zu sein.

Die gute Nachricht

Je freudiger und engagierter wir mit einer Sache beschäftigt sind, umso weniger werden wir das bemerken, was um uns herum geschieht. Wenn wir voll und ganz mit einer Sache identifiziert sind, mit allen Sinnen präsent, dann können äußere Reize uns kaum erreichen. Waren Sie auch schon einmal so vertieft, dass Sie nicht einmal das Telefon oder den Ruf eines Menschen gehört haben? Ja, das gibt es auch. So lassen sich mögliche Störfaktoren, die unsere Aufmerksamkeit beeinflussen dadurch wettmachen, dass wir uns voll und ganz den wichtigen Aufgaben zuwenden.

Aufmerksam und leistungsstark am Arbeitsplatz

Die beste Voraussetzung, damit dies auch bei der Arbeit gelingt, ist, dass wir das, was wir tun, auch wirklich aus innerer Überzeugung machen. Die Gehirnforschung gibt uns klare Hinweise darauf, dass sich ein zielgerichtetes und freudiges Miteinander gerade dort ergibt, wo wir sinnvolle Tätigkeiten ausüben. So sind auch die Arbeitgeber gefordert, uns darin zu unterstützen, uns mit dem, was wir tun, auch identifizieren zu können. Aber zuerst muss jeder selbst die zu ihm passende Aufgabe finden.

Wenn unsere Aufmerksamkeit dorthin geht, wo auch die Unternehmensziele sind,
dann werden die menschlichen Potenziale bestmöglich zum Wohle aller genutzt.
Mehr noch, wir entwickeln unsere Fähigkeiten und laufen zu Hochform auf.

Gutes Gelingen in allen Dingen

Thomas Drach

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